Der bisher höchste Preis für eine Übernachtung (ISK 17.000) beinhaltet dafür auch das beste Frühstück mit mehreren selbstgemachten Marmeladen, Lachs und andere Fischsorten, mehreren Wurst und Käsesorten und einem richtig guten Brot abseits des obligatorischen Toastbrotes. So gestärkt verlassen wir bereits um 08:30 Uhr unser gemütliches Quartier weiter Richtung Osten/Egilsstadir. Auf Höhe der Abzweigung zur Krafla befindet sich das Solfatarengebiet von Namaskard. Als wir den dortigen Parkplatz mit unserem Auto erreichen, steht es ganz alleine dort und wir können die brodelnden und stinkenden Schlammtöpfe ungestört besichtigen. Auch hier gibt es einen kleinen Rundwanderweg, der dem Wanderer ca. 100m den Berg hinauf führt und einen tollen Überblick über das Myvatn-Gebiet und das Gebiet von Namaskard bietet. Der Weg hinauf ist relativ schmal und geröllig trotzdem kann ihn meine Mama recht gut bewältigen. Oben angekommen können wir beobachten, wie plötzlich 6 – 7 Busse am Parkplatz stehen bleiben und 100e Touristen wie kleine Ameisen zwischen den einzelnen Schlammquellen herumlaufen. Gut, daß wir bereits eine halbe Stunden früher da waren. Nach dieser Vormittagsrunde wollen wir weiter zum Dettifoss. Auf der Karte der für Leihwagen unserer Kategorie „erlaubten“ Strecken ist dieser Abstecher leider nicht dabei doch die Zeit hat für uns gearbeitet und so rasen wir auf einer frisch asphaltieren Strecke die 25km von der Ringstrasse weg zum Dettifoss-Parkplatz, ein Jahr zuvor hätten wir diesen Punkt nur nach ca. 150km Umweg erreichen können. Hier nehmen wir uns eine Rundwanderung vor, die uns in 3-4 Stunden zu den Wasserfällen Selfoss, Dettifoss und Hafragilsfoss bringen soll. Beim ersten der drei Wasserfälle, dem Selfoss ist man in wenigen Minuten. Begleitet werden wir hier noch von zahlreichen Halbschuhtouristen und Hobbyfotografen. Diese riskieren für ein schönes Foto Kopf und Kragen. Eine Dame mit über 100kg kann zwar nur humpelnd gehen, dies hindert sie jedoch nicht daran mit Sandalen auf nassen Felsen herumzuspringen, sodaß ich mich schon in einer Rettungsaktion involviert sehe. Der Fluss Jökulsá á Fjöllum fließt vor dem Selfoss noch auf gleicher Ebene wie sein Umland um sich dann über die drei Stufen mit einer gesamten Fallhöhe von über 100m in eine beeindruckende Schlucht zu stürzen, die man in einer Mehrtageswanderung komplett durchschreiten könnte. Nur ca. 15 Minuten nach dem Selfoss kommt man zum Dettifoss ein mächtiger Wasserfall mit der zur entsprechenden Jahreszeit größten Durchflussmenge aller Wasserfälle in Europa. Es ist immer wieder faszinierend ganz knapp in der Nähe dieser Naturgewalten zu stehen und die Kraft der Natur (und den Sprühregen) zu spüren. Auch der Dettifoss ist Neuland für mich, da auch seine Besichtigung von der Ringstraße aus einen 60km Umweg auf Hochlandpisten erfordert zu der ich mich damals nicht überwinden konnte.Nach dem Dettifoss wird der Weg ein wenig einsamer, da die meisten Touristen den dritten Wasserfall nicht besuchen. Nach ca. 30 Minuten Gehzeit durch felsige und teils sehr sandige Landschaft wird auch klar warum. Der Weg senkt sich steil abwärts in Richtung Schlucht und ist nur mittels Seil gesichert hinunterzuklettern. Ein deutsches Ehepaar im Alter meiner Mutter beobachtet mit uns gemeinsam eine circa 10-köpfige Wandergruppe, die sich insgesamt fast eine halbe Stunde über diesen Streckenabschnitt quält, um alle Teammitglieder hinunter zu hieven. Das deutsche Ehepaar kehrt um und ich schlage das meiner Mutter auch vor, doch diese möchte sich die steilste Stelle selbst ansehen und ehe ich noch etwas sagen kann, hängt sie schon am Seil und klettert in großen Schritten die Felsen hinunter. Ich folge ihr rasch und hoffe, daß ich in ihrem Alter auch noch in der Lage sein werde, solche Wanderungen zu machen. Der Weg führt nun in der Schlucht auf Höhe das Flusses abwechselnd über grüne Wiesen und Felsabbrüche bis zum dritten Wasserfall Hafragilsfoss, wo wir ein Mitglied der isländischen Wandergruppe ersuchen, ein gemeinsames Foto von uns zu machen. Mitten in der Schlucht fragt man sich, wie man bei diesen Steilklippen jemals wieder aus der Schlucht rauskommen soll. Aber auch diesmal haben die isländischen Wegeerrichter einen Ausweg gefunden. Zuerst geht es eine durch einen Zufluss geschaffene querende Schlucht flussaufwärts, um dann eine Etage höher wieder flussabwärts auf die Hauptschlucht zu treffen, noch einmal ca. 50 Höhenmeter und wir befinden uns wieder auf dem Niveau von dem wir gestartet sind und gehen ca. 1,5 Stunden wieder zum Parkplatz zurück. Auch wenn der Rückweg wenig abwechslungsreich durch Fels- und Steinwüste führt, so ist diese Wanderung ein weiteres Highlight dieser Island-Reise. Zurück beim Auto gehts retour zur Ringstrasse und dann direkt nach Egilsstadir durch einsame Hochebenen. Auf diesen gut ausgebauten und einsamen Straßen sieht meine Mutter ein, daß Pannenstreifen bei dieser Verkehrsdichte wohl tatsächlich überflüssig wären. Außer eine kurzen Eis-Pause bei einer Tankstelle fahren wir ohne Unterbrechung nach Egilsstadir, schließlich wollen wir das Fussball-EM-Finale Spanien-Italien nicht versäumen. Das erste Quartier sagt uns noch nicht so richtig zu, da entdecken wird das Gästehaus Olgu, welches aber leider nicht besetzt ist. Die Besitzerin hat jedoch Ihre Handynummer hinterlassen und über das Läuten der Türglocke wird man direkt mit Ihr verbunden. 10 Minuten später ist sie hier und wir verbringen den Abend im schnuckeligen Gästehaus mit 3 Zimmern und leider ohne Küche. Der einzige Fernsehkanal der empfangen werden kann, ist isländisch und zeigt das Fussballmatch, welches Spanien mit 4:0 gewinnt.