Nach der erstaunlich ruhigen Nacht trotz 8-Personen-Belegung gibt es in der Früh noch eine Überraschung. In der Nacht sind im Zimmer von Sonja und Christine noch 2 Gäste hinzugekommen. Zwei Deutsche, die um 23:00 Uhr nach einer Doppeletappe GR20 eingetroffen sind haben zuerst ihr Zelt aufgeschlagen. Um 01:00 Uhr in der Nacht sind sie dann in das Zimmer gewechselt, nachdem ein Fuchs an ihr Essen ranwollte und dabei sogar das Zelt angeknabbert hat. Interessiert lauschen wir den Schilderungen wie schwierig der GR20 um diese Zeit zu gehen ist, und wie man mit 10kg Essen und 5kg sonstigem Gepäck (selbstgenähter Rucksack mit 200g, selbstgenähtes Zelt mit 500g) im Unterschied zu uns sehr minimalistisch unterwegs sein kann. Nach dem üblichen Korsika-Frühstück gehen wir zuerst ein Stückchen auf der Strasse zum Col di Verghio bevor es nördlich des Taleinschnittes links und rechts eines Bachbettes bergab geht. Unsere heutige Etappe startet bei 1.400 Hm und endet bei 300 Hm. Daraus ergibt sich, daß es überwiegend bergab geht und ich zur Entlastung des Knies auf meine Stöcke zurückgreife. Neben mir verwendet nur noch Christine Wanderstöcke, der Rest versucht sich als „Freeclimber“. Nach einem schönen Stück bergab und einer halben Stunde auf einer Art Forststrasse machen wir unsere Frühstücksrast bei einer schönen Brücke. Wenn es etwas wärmer wäre, könnte man den darunterfließenden Bach nicht nur zum Trinken sondern auch zum Baden nutzen. Es geht weiter bergab, teilweise über einige Passagen, bei denen man auch die Hände zu Hilfe nehmen muß. Nach einem kurzen Bergauf-Stück erreichen wir eine kleine Felsgruppe, die einen wunderschönen Ausblick über das ganze Tal ermöglicht. Das Wetter zeigt sich heute überwiegend von seiner sonnigen Seite und so geht es gut voran, sodass wir bald die Überquerung des Spelunca-Baches mittels einer Hängebrücke erreichen. Hier darf man nur einzeln darüber gehen, vermutlich aufgrund der Schwingungen, die jeder einzelne Tritt auslöst. Danach sind wir noch ca. eine Stunde leicht bergab auf einer Art Lehrpfad zum Thema Kiefern und Kastanien unterwegs, bevor wir Evisa erreichen. Mehr als die Hälfte der heutigen Etappe ist geschafft, die Sonne scheint, die beste Gelegenheit also die mitgeschleppten Vorräte zu reduzieren und auf einer sonnigen Steinmauer Rast zu machen. Einige stärken sich noch mit einem Tüten-Eis aus der naheliegenden Bar, bevor es ca. um 14:00 Uhr wieder weiter gehtDie nächsten knapp 1,5 Stunden führt der Weg steil in die enge Spelunca-Schlucht hinab, bis bei der Ponte Zaglia der tiefste Punkt erreicht ist. Susanne nutzt die einladende Badegumpe zu einem kurzen Erfrischungsbad, der Rest hält zumindest seine Zehen in das angenehm erfrischende Wasser. Der Rest des Weges bis nach Ota führt immer mehr oder weniger dem Spelunka-Fluss entlang, einmal wechselt man auf der Ponte Vecchio die Seite, bevor wir um ca. 17:00 Uhr das kleine Bergdörfchen Ota erreichen. Unsere Gite Chez Felix befindet sich in einem alten Steinhaus direkt am „Hauptplatz“. Das dazugehörige Restaurant steht einige Meter entfernt mit wunderschönen Blick in die korsische Bergwelt. Wie immer wird die Zeit bis zum Abendessen lang und so trinken wir noch ein wenig Pietra bzw. Wein in einem nahe gelegenen Lokal, solange die Sonne noch nicht untergegangen ist. Zum Abendessen gibt es wieder einmal Suppe, dann Schweinsbraten, anschließend eine Scheibe Käse und dann noch unerwartet ein Stück Maronikuchen, bevor wir den Tag in unserem 6-Bett-Zimmer, welches wir mit niemanden mehr teilen müssen ausklingen lassen.